DER EINFLUSS DES BOTSCHAFTER*INNEN PROGRAMMS AUF MEIN ENGAGEMENT

Zu Beginn letzten Jahres war es für mich endlich soweit: Ich wurde als Anne Frank Botschafterin in der niederländischen Botschaft in Berlin feierlich geehrt. Und das nach einer langen Reise voller prägender Erfahrungen!

Foto: ©David Groß

Begonnen hat die Reise bei mir jedoch mit der Ausbildung zum Peer Guide in der Anne Frank Wanderausstellung »Deine Anne« im Museum in Butzbach. Durch die Ausstellung konnte ich mir bereits viel Wissen und neue Fähigkeiten aneignen, die es mir ermöglichten, selbstbewusst Führungen in unserem Museum vor gleichaltrigen oder sogar älteren Schulklassen zu geben. Nach dem darauffolgenden, sehr aufschlussreichen Botschafter*innen-Seminar in Berlin haben wir schließlich in Gruppenarbeiten an unseren eigenen Projektentwicklungen gearbeitet, um gemeinsam gegen Diskriminierung vorzugehen.

In meiner Gruppe tüftelten wir an der Erstellung eines Kurzfilms, der sich dem Ziel widmete, Schubladendenken aufzubrechen. Dies sollte erfolgen, indem zunächst neutrale Sequenzen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten gezeigt werden, über die sich die Menschen automatisch ein gewisses Bild machen. In der nächsten Sequenz werden dann aber diese Bilder, beziehungsweise das Schubladendenken aufgebrochen, indem wir die Persönlichkeiten in ganz unerwarteten Situationen zeigen, welche diese Menschen aber tatsächlich ausmachen. Dabei soll sich der Zuschauer selbst beim Klassifizieren ertappen und zum Nachdenken angeregt werden. Während unserer Zusammenarbeit habe ich sehr viel über andere Menschen, über mich selbst und über die Entstehung eines Kurzfilms gelernt.

Jene Erfahrungswerte haben mich sehr geprägt und mir vor Augen geführt, wie wichtig es ist, die eigene Stimme zu nutzen, um sich für eine bessere Gesellschaft einzusetzen. Als junger Mensch habe ich mich innerhalb der Gesellschaft oftmals nicht gehört und ohnmächtig gefühlt, da ich durch mein junges Alter häufig nicht das nötige Selbstvertrauen hatte, zu glauben, in der Gesellschaft etwas bewirken zu können. Allerdings wurde mir während meiner Zusammenarbeit mit dem Anne Frank Zentrum genau das Gegenteil bewiesen, denn ich konnte mich jederzeit aktiv einbringen.

Die große Unterstützung, die meine Gruppe und ich innerhalb der verschiedenen Instanzen/Gesellschaftssparten nach der Fertigstellung unseres Filmprojekts erfuhr, war überwältigend und hat mir einmal mehr bewiesen, dass es sich immer lohnt, das zu tun, woran ich glaube und dass ich keine Angst haben sollte, meine Stimme zu erheben, wenn ich Ungerechtigkeit wahrnehme!

Insofern war das Anne Frank Zentrum beziehungsweise das Botschafter*innen Seminar der Stein, der mein Engagement erst ins Rollen gebracht hat und mir das dafür notwendige Selbstbewusstsein gegeben hat. Heute bin ich unter anderem als eine der wenigen jungen Persönlichkeiten beim Bündnis für Demokratie und Toleranz in Butzbach aktiv und habe in diesem Rahmen schon an einigen Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen teilgenommen, Reden gehalten und Ideen für Projekte entwickelt. Ich hoffe, auch stets als Anne Frank Botschafterin weiterhin für Gleichberechtigung einstehen zu können.

Kaltrina Velija